Entführungsprozess vor dem Landgericht Hamburg Christina Block engagiert Ex-Sprecher von Gerhard Schröder
PR-Profi Anda
Foto: dts Nachrichtenagentur / IMAGODieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Erst vor wenigen Wochen hatte die Unternehmerin Christina Block sich von einem ihrer Verteidiger getrennt, jetzt holt sie sich Verstärkung für die Öffentlichkeitsarbeit: Der ehemalige Regierungssprecher Béla Anda wird in den kommenden Monaten für Block arbeiten. Das gab er am Mittwoch auf LinkedIn bekannt.
»Ich begleite Christina Block im laufenden Verfahren in Hamburg kommunikativ im Bereich Litigation-PR«, schrieb Anda in einem Beitrag. »Denn eine Mutter hat das Recht, ihre Kinder zu sehen.« Dem SPIEGEL bestätigte er das Mandat. Unter Litigation-PR versteht man die gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu Gerichtsprozessen.
Christina Block, Tochter des Steakhaus-Millionärs Eugen Block, steht zurzeit im Zentrum eines Prozesses vor dem Landgericht Hamburg, der große Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, die Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Die Kinder wurden in der Silvesternacht 2023/24 aus der Obhut ihres Vaters in Dänemark verschleppt und tauchten kurz darauf bei ihrer Mutter auf. Block ist angeklagt wegen schwerer Entziehung Minderjähriger , gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Misshandlung von Schutzbefohlenen. Sie bestreitet die Vorwürfe.
Drei Jahre stellvertretender Chefredakteur der »Bild«
Neben ihr sind noch sechs weitere Personen angeklagt, unter anderem Blocks Lebensgefährte Gerhard Delling. Ihm wird Beihilfe zu den Taten vorgeworfen. Auch er beteuert seine Unschuld. Der Prozess könnte noch bis zum Frühjahr 2026 andauern. Block wird dabei von dem Düsseldorfer Strafverteidiger Ingo Bott vertreten. Ihn und sein Team möchte Anda unterstützen, wie er schreibt.
Anda kritisiert in seinem Beitrag, dass durch »die offenkundig gezielte Weitergabe interner Akten« ein Bild entstanden sei, »das einer Vorverurteilung« gleichkäme. Er wolle mit seiner Arbeit jetzt dazu beitragen, dass »auch die Sicht der Betroffenen gehört wird«. Anda bezieht sich da auf Christina Block, die angibt, seit Jahren keinen Kontakt zu ihren beiden jüngsten Kindern zu haben.
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Béla Anda ist ein Medienprofi. Er schrieb jahrelang für die »Bild«-Zeitung, bevor er 1999 in die Politik wechselte. Unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wurde er stellvertretender Sprecher der rot-grünen Bundesregierung. Nach der Neuauflage der Koalition im Jahr 2002 stieg Anda zum Regierungssprecher auf und blieb bis zum Ende der Legislaturperiode.
Im Anschluss arbeitete er mehrere Jahre für den Finanzdienstleister AWD, bevor er 2012 wieder zur »Bild«-Zeitung zurückkehrte und dort für gut drei Jahre stellvertretender Chefredakteur war. Inzwischen leitet er eine eigene PR-Agentur.
Hintergründe zum Fall Block lesen Sie hier.