»Deutschland ist meine zweite Heimat« Ex-Botschafter Melnyk bittet um Verzeihung

Als Botschafter in Berlin hat Andrij Melnyk die Bundesregierung scharf kritisiert und Olaf Scholz als »beleidigte Leberwurst« bezeichnet. Da habe er impulsiv agiert, sagt er heute.

Andrij Melnyk in Brasilia, 2024: »Das war ein wahrer Ausnahmezustand«

Foto: Luisa Dörr / DER SPIEGEL

Der ehemalige Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, hat sich für Äußerungen während seiner Zeit in Berlin entschuldigt. »Das war ein wahrer Ausnahmezustand«, sagte er dem »Stern« mit Blick auf die ersten Monate des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

»Da musste ich oft sehr impulsiv agieren, um die Deutschen dazu zu bewegen, uns zu helfen.«

Andrij Melnyk

»Da musste ich oft sehr impulsiv agieren, um die Deutschen dazu zu bewegen, uns zu helfen.« Dabei habe er nicht immer »wohlüberlegte Worte« finden können. »Daher bitte ich um Verzeihung, wenn ich Menschen beleidigt habe, weil die Emotionen da hochkochten.«

Scharfe Tweets und Worte

Melnyk war von Januar 2015 bis Oktober 2022 ukrainischer Botschafter in Deutschland. Nach dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 hatte er die damalige Ampel-Bundesregierung immer wieder mit scharfen Worten für die aus seiner Sicht zu zögerlichen Waffenlieferungen kritisiert. Den damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnet er einmal als »beleidigte Leberwurst«.

Neben der »Leberwurst«-Äußerung über Scholz hatte er auch andere deutsche Politiker scharf angegriffen und deren Ukrainepolitik als unzureichend kritisiert. Seine Tweets und öffentlichen Auftritte führten wiederholt zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Kyjiw und Berlin.

Dennoch blicke er mit großer Dankbarkeit auf seine Zeit in Deutschland zurück, sagte Melnyk. »Deutschland ist meine zweite Heimat. Ohne Übertreibung.« Seit Januar ist er ukrainischer Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York. Auch dort merke er, dass er ohne Emotionen und Leidenschaft weder leben noch agieren könne, sagte der Diplomat.

Vor seiner Zeit in Berlin hatte Melnyk bereits verschiedene diplomatische Posten inne und studierte in der Ukraine sowie in Deutschland. Seine kämpferische Art machte ihn zu einem der meistzitierten Diplomaten während des Krieges – aber auch zu einer der umstrittensten Figuren der deutsch-ukrainischen Beziehungen.

mas/dpa
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