Unstimmigkeiten in der Autoindustrie Audi-Chef kritisiert Debatte über Verbrenner als »kontraproduktiv«
Gernot Döllner auf der IAA in München: »Ich kenne keine bessere Technik als das Elektroauto«
Foto: Kai Pfaffenbach / REUTERSEigentlich sollen ab dem Jahr 2035 in der EU keine neuen Pkw mit klassischem Diesel- oder Benzinmotor mehr zugelassen werden. Mehrere Politiker, primär aus der Union, und Vertreter der Autokonzerne wollen das Aus jedoch hinauszögern, um die kriselnde Autoindustrie zu entlasten.
Nun meldet sich überraschend Audi-Chef Gernot Döllner zu Wort. Gegenüber der »Wirtschaftswoche« kritisierte er die neu entfachte Debatte über das Verbrennerverbot als »kontraproduktiv«.
»Ich kenne keine bessere Technik als das Elektroauto, um in den nächsten Jahren bei der CO₂-Reduzierung im Verkehr voranzukommen«, sagte Döllner. Abgesehen vom Klimaschutz sei das »Elektroauto einfach die bessere Technologie«. Statt die Vorzüge des E-Autos zu betonen, gebe es immer wieder die Diskussion über den Erhalt des Verbrenners. »Das ist kontraproduktiv und verunsichert die Kunden.«
Zuvor hatte sich unter anderem Volvo dafür ausgesprochen, am Verbrenner-Aus für 2035 festzuhalten. »Weichen Sie nicht zurück«, hieß es in einem am Montag veröffentlichten offenen Brief an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, den auch der schwedisch-chinesische Autohersteller unterzeichnet hat.
Zu den 150 Unterzeichnern des Schreibens gehören auch der E-Auto-Hersteller Polestar, sowie in Europa ansässige Batteriehersteller wie Verkor, Samsung und LG Energy sowie Betreiber von Ladestationen wie Fastned, Ionity oder Alpitronic und Energieversorger wie Iberdrola aus Spanien oder EDP aus Portugal. Sie fordern die EU-Kommission auf, »mutigere Maßnahmen zu ergreifen, um die industrielle Führungsposition Europas« im Bereich der Elektromobilität zu sichern.
»Wir dürfen uns nicht an den Verbrennungsmotor klammern«, hatte Volvo-Chef Håkan Samuelsson bereits im Sommer in einem Interview mit der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« gesagt.
Widerstand gegen Verbrenner-Aus bei BMW und Mercedes
Viele Chefs in der Autoindustrie sehen das offenbar anders. Das Verbrennerverbot gefährde »ganze Industrien«, klagte BMW-Boss Oliver Zipse. Nötig sei »ein Realitätscheck«, forderte Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius. Und Verbandschefin Hildegard Müller verlangte knapp »eine Kurskorrektur«. Bosch-Chef Stefan Hartung warnte im SPIEGEL-Interview mit Blick auf das geplante Verbrenner-Aus vor »verzerrtem Wettbewerb«. (Das Interview lesen Sie hier.) In den vergangenen Tagen hatte sich unter anderem auch CSU-Chef Markus Söder für eine Abkehr vom Verbrenner-Aus eingesetzt.
In der Europäischen Union sollen ab dem 1. Januar 2035 keine neuen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge mehr zugelassen werden, die Benzin oder Diesel verbrennen. Vertreter der Autoindustrie kommen heute mit der EU-Kommission zusammen, um über die Zukunft der Branche zu beraten.