Polizeiskandal in Florida Monatelang ignorierten Polizisten Mary Gingles’ Hilferufe, dann war sie tot
Der zuständige Sheriff Gregory Tony vor der Presse
Foto:Mike Stocker / AP
Weil sie nicht rechtzeitig eingriffen und damit mutmaßlich den Mord an einer Mutter ermöglichten, haben sechs Polizisten in Florida ihre Jobs verloren. Das Opfer, Mary Gingles, hatte die Polizei monatelang immer wieder um Hilfe gebeten. Sie habe Angst vor ihrem getrennt lebenden Ehemann. Dann wurden sie, ihr Vater und ein Nachbar vor den Augen der vierjährigen Tochter ermordet. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann der Täter ist.
Die Tat ereignete sich bereits im Februar und erschütterte die Gemeinde Tamarac in Südflorida. Es folgten nicht nur Mordermittlungen, sondern auch eine interne Untersuchung. Jetzt hat das zuständige Sheriffsbüro des Broward County sechs Polizisten entlassen und elf weitere disziplinarisch belangt. Zwei andere hatten bereits zuvor ihre Jobs verloren.
Monatelanger Terror und Drohungen
Die Polizisten haben versäumt, das sogenannte Red-Flag-Gesetz des Bundesstaates anzuwenden, so das Fazit der Untersuchung. Das Gesetz sieht vor, Personen, die für sich selbst oder andere als Gefahr angesehen werden, die Schusswaffen wegzunehmen. Gingles wiederholte Meldungen an die Polizei wären dafür ein ausreichender Grund gewesen.
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Der Ehemann hatte nicht nur seiner Frau gegenüber immer wieder angekündigt, er würde sie umbringen. Er verstieß auch wiederholt gegen einstweilige Verfügungen, terrorisierte seine Frau, indem er einen Peilsender an ihrem Auto anbrachte und einen Rucksack voller Utensilien wie Klebeband und Kabelbinder in der Garage zurückließ, wie die Untersuchung ergab.
Auch seiner Tochter habe er damit gedroht, ihrer Mutter etwas anzutun, so Medienberichte. Schließlich soll der Mann seine Drohungen wahr gemacht haben. Er soll erst seinen Schwiegervater getötet haben, der auf der Terrasse hinter dem Haus Kaffee trank, so die Ermittler. Dann habe er Mary die Straße hinunter verfolgt und schließlich sie und einen Nachbarn, bei dem sie Schutz suchen wollte, erschossen. Die vierjährige Tochter habe ihren Vater angefleht, aufzuhören.
»Wir hatten in den Monaten vor ihrem Tod mehrere Gelegenheiten, Mary zu schützen, als sie uns auf die häusliche Gewalt aufmerksam machte, der sie ausgesetzt war. Die mit der Untersuchung dieser Fälle beauftragten Beamten und Ermittler haben ihre Ausbildung nicht erfüllt und es letztlich versäumt, Marys wiederholte Hilferufe mit der erforderlichen Dringlichkeit zu behandeln«, erklärte Gregory Tony, Sheriff von Broward, in einer Stellungnahme.
Mary Gingles Ehemann hat sich bisher nicht schuldig bekannt. Bei einer Verurteilung droht ihm die Todesstrafe.