Illustration: Patrick Mariathasan / DER SPIEGEL
Alles Gute vom SPIEGEL Der Gender-Champion aus Ostdeutschland
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In dieser Ausgabe will ich Ihnen von einer Stadt berichten, die man womöglich nicht sofort als Vorreiterin beim Thema Gleichberechtigung in Betracht ziehen würde: Es geht um Magdeburg. Die AfD-Hochburg in Sachsen-Anhalt (32,2 Prozent bei der letzten Bundestagswahl) hat den Gender Award 2025 gewonnen. Der Preis wird jedes Jahr von einer Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen mit Unterstützung des Bundesfamilienministeriums verliehen.
Mein Kollege Peter Maxwill ist nach Magdeburg gefahren, um herauszufinden, was genau dort so gut läuft. Sein Résumé: »Magdeburg geht einen sehr pragmatischen und strukturierten Weg, um die Chancengleichheit für alle Menschen voranzutreiben. Sitzungen, Arbeitskreise und Papierberge mögen langweilig sein – aber hier bringen sie offenkundig richtig etwas.«
So entstanden das offizielle Leitbild der Stadt, Gleichstellungspläne und Beteiligungsformate.
Gleichstellung funktioniere wie ein riesiges Puzzle, das in mühseliger Arbeit zusammengesetzt werden muss, erklärt eine der Jurorinnen des Preises unserem Autor. Genau das funktioniert ihrer Meinung nach in Magdeburg besonders gut.
Mit einer starken AfD ist das nicht immer einfach, aber die Gleichstellungsbeauftragten von Magdeburg geben ihr Bestes. Diese Standhaftigkeit beeindruckte Peter besonders: »Dass die Stadt versucht, in Sachen Gleichstellung auf Kurs zu bleiben, obwohl der Zeitgeist nach rechts kippt, ist durchaus beachtlich.«
Gender Award im Magdeburger Rathaus: »Der Gender-Champion kommt aus dem Osten«
Foto: Thomas Victor / DER SPIEGELDie großen polarisierenden Themen wie das Gendern oder CSD-Paraden sind nur ein kleiner Ausschnitt der gesamten Arbeit. Hier macht man Gleichstellung mithilfe von kleinteiligen, aber effektiven Maßnahmen, mit Brötchentüten zum Beispiel.
Jedes Jahr am Internationalen Frauentag steht dort »Gewalt kommt nicht in die Tüte« zusammen mit Informationen zu Hilfsangeboten für Betroffene. Die Menschen werden dadurch mit wenig Aufwand direkt im Alltag erreicht. »Im Ernstfall kann es wichtig sein, schon einmal davon gehört zu haben – damit sich Betroffene schnell Hilfe organisieren können«, sagt mein Kollege.
Auch im Neubauviertel Diesdorf wirkt das Engagement. Dort wurden alle Straßen nach Sportlerinnen benannt. Ein symbolisch wichtiger Schritt, Frauen sichtbarer zu machen.
Die Heldinnen von Magdeburgs Erfolg sind vor allem die Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, einige von ihnen hat der Autor getroffen. Editha Beier, nennt er die Grande Dame der Geschlechtergerechtigkeit, 81 Jahre alt und 1990 zur ersten Gleichstellungsbeauftragten der Stadt ernannt. Sie baute die zugehörige Behörde selbst auf.
Für sie ist die größte Errungenschaft der Gleichstellungsarbeit, dass es sie überhaupt noch gibt. Wer Gleichberechtigung für alle Menschen möchte, habe es heute schwer: »Wir müssen das Erreichte immer wieder verteidigen.«
Auch Peter sieht in den Gleichstellungsbeauftragten die Schlüsselfiguren des Magdeburger Erfolgs: »Ohne Gleichstellungsbeauftragte würde es manche gesellschaftliche Fortschritte wohl kaum geben.«
Lesen Sie hier Peters Text mit Gesprächen und Eindrücken von vor Ort. Ich empfehle ihn Ihnen sehr!
Editha Beier, die erste Gleichstellungsbeauftragte: »Wir müssen das Erreichte immer wieder verteidigen«
Foto: Thomas Victor / DER SPIEGELWas diese Woche noch gut war – für die Welt:
Ein Impfstoff für Koalas
Chlamydien sind einer der Gründe, warum Koalas in Teilen Australiens gefährdet sind. Um die Tiere zu schützen und die Krankheit zu bekämpfen, hat die australische Behörde für Pestizide und Veterinärmedizin erstmals einen Impfstoff zugelassen. Er soll dabei helfen, das Infektionsrisiko bei den Beuteltieren zu senken. Lesen Sie hier die ganze Meldung.
Catcalling soll strafbar werden
Sogenanntes Catcalling, also sexuell anzügliches Hinterherrufen, könnte demnächst verboten werden. Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) hat gemäß dem Koalitionsvertrag eine Prüfung angekündigt. Erfahren Sie hier mehr über das Vorhaben. Und lesen Sie hier dazu den ersten Text unserer neuen Kolumnistin Alexandra Zykunov zum Thema.
Mit Jugendlichen über Geld reden
Finanzbildung kommt in Deutschland immer noch zu kurz. Gleichzeitig haben immer mehr Jugendliche Schulden. Um dem etwas entgegenzusetzen, gibt Betriebswirtin Babett Mahnert Finanz-Workshops an Schulen. Sie klärt auf, gibt Tipps und vermittelt gegebenenfalls an Beratungsstellen weiter. Das kommt in den Klassen gut an. Lesen Sie hier mehr über Mahnerts Arbeit.
Sabrina Carpenter setzt sich für die trans Community ein
Seit Donald Trump zum zweiten Mal als US-Präsident im Weißen Haus sitzt, werden in den USA grundlegende Menschenrechte infrage gestellt. Popsängerin Sabrina Carpenter hat wohl auch deshalb ihren Auftritt bei den VMA-Awards genutzt, um ein Zeichen zu setzen – und queere Künstler zu sich auf die Bühne geholt. Wie das aussah, sehen Sie hier.
Positive Klima-Kipppunkte
Der Begriff Kipppunkt steht im Umweltkontext für eine Schreckvision. Systemforscher Tim Lenton versucht das zu ändern – und beschreibt in seinem neuen Buch Momente, in denen sich die gesellschaftliche Stimmung zugunsten der Energiewende verändert. Einer dieser Kipppunkte vollzog sich in Deutschland. Für einen anderen war die norwegische Band A-ha maßgeblich. Lesen Sie hier mehr dazu.
Was gut ist – für Sie:
In sechs Schritten zur Wärmepumpe
Im ersten Halbjahr war die Wärmepumpe die meistverkaufte Heiztechnik. Viele Kunden wollen sich offenbar die Förderung sichern, solange es sie noch gibt. Doch bei den Kalkulationen der Installateure sollten Sie vorsichtig sein. Mein Kollege Matthias Kaufmann hat sechs praktische Tipps zusammengestellt.
Was der Placeboeffekt Ihnen bringt
»Das ist doch nur Placebo!« – aber solange es hilft? Tatsächlich kann Wunschdenken verblüffend heilsam sein. Wie unsere Erwartung die Hirnchemie verändert und warum Pferde auf Globuli reagieren, lesen Sie hier .
Was tun, wenn das Haustier stirbt?
Viele Haustierbesitzer sehen Hunde oder Katzen als Teil der Familie an. Sterben sie, ist es für viele Kinder der erste Trauerfall. DEIN SPIEGEL erklärt kindergerecht, wie sich der Verlust anfühlen kann und was junge Trauernde berichten. Ein Artikel über ein schweres Thema – der jedoch dabei hilft, besser damit umzugehen.
So überwinden Sie den Post-Holiday-Blues
Sind Sie gerade erst zurück aus dem Urlaub und schon wieder so erschöpft wie vorher? Damit sind Sie nicht allein. Viele Menschen kennen den sogenannten Post-Holiday-Blues. Meine Kollegin Larena Klöckner hat den Arbeitspsychologen Oliver Weigelt gefragt, was hilft, um auch im Alltag entspannt zu bleiben. Lesen Sie hier das Experteninterview.
Und sonst?
Könnte es Leben auf dem Roten Planeten gegeben haben? Forschende der Nasa haben kürzlich Hinweise dafür gefunden.
Der Forschungsroboter »Perseverance« hat in einem Marskrater nämlich chemische Verbindungen gefunden, winzige Muster im Marsgestein, die an »Mohnsamen« erinnern.
Ein »Selfie« des Marsroboters »Perseverance«
Foto: NASA / JPL-Caltech / MSSS / REUTERSIn diesen Strukturen fanden Forschende Eisenphosphat und Eisensulfid, die sich im Verlauf der Marsgeschichte an den Überresten eines früheren Sees oder Flusses gebildet haben. Auf der Erde entstehen solche chemischen Verbindungen oft durch Stoffwechselprozesse von winzigen Bakterien, sind also ein mögliches Zeichen für Leben.
Sollte sich die Vermutung bewahrheiten, wäre es umso wahrscheinlicher, dass die Erde auch zurzeit nicht der einzige bewohnte Planet des Universums ist. »Wenn der unmittelbare Nachbarplanet der Erde schon Leben beheimatet oder zumindest einmal beheimatet hat, dann kreucht und fleucht höchstwahrscheinlich der gesamte Kosmos«, schreibt mein Kollege Christoph Seidler über den neuen Fund der Nasa auf dem Mars.
Es wäre wohl eine Revolution im Weltbild vieler Menschen: Wir wären alles andere als allein im All.
Sollten Sie nach dem Deep Dive ins Weltall noch nicht genug haben, finden Sie hier eine Sammlung der schönsten Fotos der kürzlichen Mondfinsternis. Und wenn Sie sich bisher nicht für unseren wöchentlichen Newsletter angemeldet haben, können Sie ihn hier kostenlos bestellen.
Beste Grüße aus Hamburg
Ihre Alix Bielefeld, Hospitantin im Nachrichtenressort des SPIEGEL