Bundesweiter Warntag Warum heute um 11 Uhr die Sirenen schrillen
Sirene einer Feuerwache (Symbolbild): Notfallinformation auf die Probe gestellt
Foto: Rolf Vennenbernd / dpaDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Heftige Stürme und Überschwemmungen, Cyberangriffe, ein Angriffskrieg an den Grenzen Europas: Auch für Deutschland steigt tendenziell die Zahl der Bedrohungen. »Katastrophen, Unfälle und unvorhergesehene Ereignisse können jederzeit passieren«, teilt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit.
Vor diesem Hintergrund gibt es seit 2020 den sogenannten bundesweiten Warntag. Am Donnerstag wird wieder für den Ernstfall geübt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Aktionstag.
Was passiert am Warntag?
Der Warntag ist ein Stresstest. Zum einen soll getestet werden, ob die Notfallsysteme funktionieren – zum anderen soll die Bevölkerung sensibilisiert werden. Um 11 Uhr werden verschiedene Systeme für einen Katastrophenfall gleichzeitig ausgelöst. Dazu gehören Sirenen, Handy-Warnungen, auch Cell Broadcast genannt, Warn-Apps wie NINA und Katwarn, Lautsprecherwagen, Radio, Fernsehen sowie digitale Stadt- und Werbetafeln. Viele Kommunen ergänzen den Test mit eigenen Warnmitteln, wie etwa Sirenen an Feuerwehrstationen.
Nach etwa einer Dreiviertelstunde, gegen 11.45 Uhr, wird über die meisten Kanäle eine Entwarnung versendet – mit Ausnahme des Cell Broadcast Systems, über das derzeit noch keine Entwarnung erfolgt.
Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des BBK beim Warntag 97 Prozent der Bevölkerung erreicht. Drei Viertel der Menschen erhielten die Warnung über Cell Broadcast, etwas mehr als die Hälfte durch mindestens eine Warn-App, ebenso viele durch Sirenensignale und jeder Zehnte durch eine persönliche Mitteilung.
Warum ist dieser Warntag lauter als der letzte?
Zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren werden in Berlin wieder offizielle Warnsirenen ertönen. Mehr als 200 der in den vergangenen Jahren aufgestellten Sirenen sollen am Donnerstag angeschaltet werden, wie Innensenatorin Iris Spranger (SPD) ankündigte.
Die Sirenen wurden zunächst vorwiegend auf Dächern in der dicht bewohnten Innenstadt und an touristischen Orten aufgestellt, hieß es. Eigentlich sollte der Aufbau schon vor Jahren abgeschlossen sein, er verzögerte sich aber. Bis Ende des Jahres sollen es nun 450 Sirenen sein, in den nächsten beiden Jahren kommen noch mehr als 100 dazu.
Die Sirenen gehören zum Katastrophenschutz, von dem Spranger sagt, er sei in den vergangenen drei Jahrzehnten vernachlässigt worden. Die letzte der früher in ganz Deutschland üblichen Sirenen wurde demnach in Berlin 1993 abgebaut, weil sie nicht mehr für nötig gehalten wurden.
Auch in anderen Städten werden zum Teil erstmals Sirenen zum Einsatz kommen: in Hildesheim und Hannover etwa und in Wilhelmshaven. In Stuttgart dagegen bleibt es ruhig. Hier wurden nach Ende des Kalten Krieges alle Sirenen abgebaut. Ein neues Sirenensystem ist laut der Stadtverwaltung allerdings in Planung.
Die Ausstattung mit Sirenen ist regional sehr unterschiedlich. Vielerorts wird der Bestand seit einigen Jahren ausgebaut. Es gibt aber auch noch Lücken, vorwiegend in Großstädten oder ländlichen Regionen. Einige Städte setzen zusätzlich auf mobile Sirenen, Laternen mit Lautsprechern oder Kirchenglocken.
Ich habe keine Warnung erhalten. Woran kann das liegen?
Wenn am Warntag keine Warnung auf dem Handy oder anderen Kanälen ankommt, sollte man prüfen, ob das eigene Handy kompatibel ist und die entsprechenden Apps installiert, aktualisiert und Benachrichtigungen aktiviert sind. Im Anschluss an den Warntag sammeln Städte und Behörden Rückmeldungen der Bevölkerung, um die Warnsysteme weiter zu verbessern. Über die Umfrage des BBK kann man ab 11 Uhr am Warntag Rückmeldung geben.
Welche Probleme gab es bei vergangenen Warntagen?
Beim ersten Warntag im Jahr 2020 hatte es flächendeckende Pannen und Ausfälle gegeben. Der zentrale bundesweite Probealarm des BBK verzögerte sich damals um eine halbe Stunde. Das Warnsystem war zwischenzeitlich überlastet. Daraufhin wurde nachgebessert. Verstärkt wurde der Druck durch die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Juli 2021, die vor allem im Ahrtal verheerende Schäden anrichtete. Damals wurden viele Menschen nicht rechtzeitig gewarnt.
In Berlin blieben im vergangenen Jahr die neu installierten Sirenen stumm, da die technischen Voraussetzungen für die Geräte nicht vollständig gegeben waren, wie ein Sprecher der Feuerwehr mitteilte.
Was sollte ich bei einer echten Warnung tun?
Wenn außerhalb des Warntages beispielsweise Sirenen ertönen, sollte man erst mal von einer tatsächlichen Warnung ausgehen. Im Ernstfall sollte man geschlossene Räume aufsuchen und Fenster und Türen schließen, raten die Behörden. Anschließend sollte man das Radio einschalten und auf Durchsagen achten, zusätzlich Nachrichtenseiten beobachten. Feuerwehr und Polizei setzen im Ernstfall auf Lautsprecherdurchsagen. Wer hilfsbedürftige Menschen kennt, etwa ältere Nachbarn, sollte diese warnen.