Zweiter Triumph bei den US Open Sabalenka krönt sich zur Queen of Queens
Aryna Sabalenka triumphiert in New York: Keep calm and carry on
Foto:Yuki Iwamura / AP
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Cool, cooler, Sabalenka: Sie schien alles im Griff zu haben, Satz vorn, Break vorn, Aufschlag zum Matchgewinn, zwei Punkte braucht es noch zur Titelverteidigung, da drischt Aryna Sabalenka einen leichten Überkopfball ins Netz. Sie verliert das Spiel, doch die Nerven verliert sie nicht. Als ginge sie das alles nichts an – die Anspannung eines Grand-Slam-Finales, die 24.000 aufgepeitschten Fans im Arthur Ashe Stadium, die Anfeuerungen ihrer Gegnerin –, schüttelt die Belarussin den Schock ab und fährt das Match mit einem kleinen Umweg nach Hause. Sabalenka, 27 Jahre alt, Nummer eins der Tenniswelt, ist die Queen of Queens.
Das Ergebnis: Der dritte Matchball bringt den vierten Grand-Slam-Titel: Mit 6:3, 7:6 (7:3) gewinnt Sabalenka gegen die Lokalmatadorin Amanda Anisimova. Die Siegerin sinkt erleichtert auf die Knie (so viel zum Thema Anspannung), die Verliererin vergießt auf der Bank bittere Tränen. Nach ihrem 0:6, 0:6-Debakel von Wimbledon ist es Anisimovas zweite Endspielniederlage bei einem Grand Slam in acht Wochen. Die 24-Jährige versuchte dann auch gar nicht erst, ihre Enttäuschung zu verhehlen: »Es war ein großartiger Sommer. Aber zwei Finals in Folge zu verlieren, ist auch super schwer.«
Amanda Anisimova: Enttäuschung nach der Finalniederlage
Foto:Kirsty Wigglesworth / AP
Wolkenbruch: In den Fernsehnachrichten wurde am Morgen bereits vor einem Unwetter gewarnt, »Vergessen Sie Ihren Regenschirm nicht«, und so kam es denn auch: Pünktlich zum Finale entluden sich die tiefschwarzen Wolken über dem Arthur Ashe Stadium, Sturzbäche fluteten die Honey-Deuce-Stände auf der Fressmeile (der Drink mit den Honigmelonenbällchen ist das It-Piece dieser US Open neben Naomi Osakas Labubu-Plüschtieren ), zwischenzeitlich peitschte der Regen sogar in die Arena.
Schlaghagel: Stürmisch gerieten auch die ersten Minuten dieses Finales. Sabalenka und Anisimova gelten als die Spielerinnen mit den wuchtigsten Schlägen auf der Damentour, die beiden hielten sich dann auch nicht lange mit Abtastübungen auf. Wie zwei wütende Boxerinnen gingen sie aufeinander los. Meist saßen die Schläge, doch manch wilder Schwinger verfehlte sein Ziel.
Sabalenka legte eine Schippe drauf, wenn es brenzlig wurde
Foto:Frank Franklin / AP / dpa
Sabalenka erwischte den besseren Start, Anisimova brauchte zwei Spiele, um ihre Nervosität abzulegen und ihr Visier scharfzustellen: Besonders mit ihrer Rückhand brachte die US-Amerikanerin die Belarussin immer wieder in Bedrängnis, sezierte den Platz bis auf den letzten Zentimeter.
Nervenspiel: Das Match wogte hin und her, die Kontrahentinnen nahmen sich gegenseitig mehrfach ihre Aufschlagspiele ab. Doch Sabalenka tat, was ein Champion, eine Königin ihres Sports in brenzligen Momenten tun muss: Keep calm and carry on – Ruhe bewahren, sich auf die eigenen Stärken fokussieren (immer wieder rettete sie ihr starker Aufschlag) und gerade dann eine wohl dosierte Schippe drauflegen, wenn anderen der Arm zittert.
Bling-bling: Sabalenka schleppte auch in diesem Finale eine Menge Klunker über den Platz, drei Hals- und eine Armkette, dazu zwei funkelnde Ohrhänger. Auf die Siegerehrung dürfte sich die 27-Jährige daher besonders gefreut haben: Den Pokal der US Open stiftet traditionell die New Yorker Edelschmuckschmiede Tiffany & Co., Sabalenkas Name wurde per Live-Gravur auf dem Platz verewigt. »Es ist verrückt. All die schweren Lektionen waren es wert. Ich bin gerade sprachlos«, sagte Sabalenka und strahlte mit der Trophäe um die Wette.
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Scharfschützen zum Finale? Am heutigen Sonntag folgt der zweite Höhepunkt der US Open, die New Yorker Tennis-Fans fiebern »Sincaraz 3« entgegen. Jannik Sinner und Carlos Alcaraz treffen im Herrenfinale aufeinandertreffen (20 Uhr MESZ/Sky und Sporteurope.tv). Für das Duell der aktuell besten Tennisspieler der Welt hat sich ein spezieller Gast angekündigt: US-Präsident Donald Trump will dem Spektakel beiwohnen. Bereits am Vortag wurden entsprechende Vorkehrungen getroffen, Mitarbeiter des Secret Service brachten sich unter dem Stadiondach in Stellung. Weitere Sicherheitsmaßnahmen wie Taschenkontrollen sollen am Finaltag hochgefahren werden. Ein übliches Vorgehen, wenn sich der US-Präsident anmeldet, und doch verlieren diese heiteren US Open zum Abschluss einen Teil ihrer Unschuld.