Hoffen auf Sanktionen Selenskyj drängt nach russischem Großangriff auf »starke Reaktion« der USA

Kremlchef Putin zögert ein Treffen mit Präsident Selenskyj bislang hinaus. Stattdessen: der bislang größte russische Luftangriff seit Kriegsbeginn. Nun hofft Kyjiw auf eine starke Antwort. Doch Washington bleibt vage.

Rauchwolken über Kyjiw nach Russlands Großangriff am Sonntag

Foto: Thomas Peter / REUTERS

Beschädigte Hochhäuser, der Kyjiwer Regierungssitz getroffen, mehrere Tote: Am Wochenende hatte Russland die Ukraine mit dem bisher größten russischen Luftangriff seit Kriegsbeginn überzogen. Die Attacke hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nun zum Anlass genommen, erneut auf eine entschlossene Reaktion der USA zu drängen.

Es sei wichtig, dass es eine »breit angelegte Reaktion der Partner« gebe, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache und fügte an: »Wir zählen auf eine starke Reaktion Amerikas. Genau das brauchen wir.« Russland hatte die Ukraine in der Nacht zum Sonntag nach ukrainischen Angaben mit mindestens 810 Drohnen und einem Dutzend Raketen angegriffen.

US-Präsident Donald Trump bekräftigte unterdessen seine Bereitschaft zu weiteren Sanktionen gegen Russland. Auf die Frage eines Reporters, ob er zu einer neuen Phase von Strafmaßnahmen bereit sei, antwortete er am Sonntag vor dem Weißen Haus: »Ja, das bin ich.« Mehr Angaben machte der Republikaner nicht. Es blieb unklar, ob neue Sanktionen tatsächlich verhängt werden und wenn ja, wann.

Nebulöse Sanktionspläne

Trump hatte vor Tagen angedeutet, dass es neben der bereits erfolgten Zollstrafe, die die USA gegen Indien wegen Geschäften mit Russland kürzlich eingeführt haben, weitere Pläne gebe – eine »Phase 2« und »Phase 3«. Näher ging er nicht darauf ein.

US-Finanzminister Scott Bessent sagte unterdessen dem Sender NBC, die US-Regierung sei »bereit, den Druck auf Russland zu erhöhen«. Wichtig sei aber, dass auch die EU mitziehe. Wenn die USA und die EU sich gemeinsam auf weitere Sanktionen sowie auf Strafzölle gegen Länder einigten, die russisches Öl kaufen, werde »die russische Wirtschaft zusammenbrechen«, sagte Bessent. Das werde den russischen Präsidenten Wladimir Putin schließlich »an den Verhandlungstisch bringen«.

Trump hatte Mitte Juli mit Zöllen gegen Russlands Handelspartner in Höhe von etwa 100 Prozent gedroht. Doch diese kamen zumindest in diesem Umfang nicht: Auf indische Produkte erheben die USA seit vergangener Woche wegen dessen Ölgeschäften mit Russland zusätzliche Zölle in Höhe von 25 Prozent. Indien ist bislang der einzige Handelspartner Russlands, gegen den die USA im Kontext des Ukrainekriegs mit Zöllen vorgehen.

Die USA sehen Sanktionen als Mittel an, um auf den Kremlchef Druck auszuüben und so zu einer Friedenslösung im Ukrainekrieg zu gelangen. Bislang blieben die diesbezüglichen diplomatischen Bemühungen Trumps ohne Erfolg. Putin wurde zuletzt vorgeworfen, ein direktes Treffen mit Selenskyj hinauszuzögern.

mrc/dpa/AFP
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